Energetische Bewertung / Heizkostencheck

Bei der Entscheidung zum Erwerb eines Gebäudes oder einer Wohnung spielen auch die jährlichen Energiekosten eine wichtige Rolle. Aus den letzten Energieabrechnungen können die Kosten und der Energieverbrauch entnommen werden. Eine Bewertung der Gesamtkosten kann allerdings – z.B. bei hohen Energiekosten – keine Aussagen über die Ursachen treffen.

Die Energiekosten hängen ab von

  • der wärmetechnischen Qualität der Gebäudehülle, (Wärmedurchgang, Luftdichtigkeit),
  • der Lage einer Wohnung in einem Gebäude (Mehrfamilienhaus),
  • den klimatischen Bedingungen des Standortes,
  • der eingesetzten Anlagentechnik, deren Regelbarkeit und Wartung,
  • dem eingesetzten Energieträger und der Vertragsgestaltung sowie
  • dem Verhalten der Gebäude-Nutzer.

(Ursachen ließen sich nur durch eine Analyse klären)

Hingewiesen werden soll, bezüglich des letztgenannten Punktes, auf einige grundsätzlich sinnvolle Einsparmaßnahmen, auf die der Nutzer direkten Einfluss hat:

  • während der Heizperiode: mehrmaliges Stoßlüften (5 bis 10 min) anstelle der Dauerkippstellung der Fenster
  • Auf ein angepasstes Niveau der Raumtemperatur von ca. 20°C achten. Jedes Grad Celsius mehr verursacht zusätzliche Kosten.
  • Wintergärten und Kellerräume sind üblicherweise nicht für die Beheizung vorgesehen und sollten deshalb auch nicht beheizt werden, weil sie nicht ausreichend gedämmt sind.
  • Verwenden Sie wassersparende Armaturen und vermeiden Sie unnötigen Wasserverbrauch, insbesondere Warmwasserverbrauch.
  • Verwendung von Energiesparleuchten.

Wird der hohe Energieverbrauch durch den Wärmebedarf des Gebäudes oder die Anlagentechnik verursacht, sind eine Vielzahl von Einsparmaßnahmen möglich (detaillierte Hinweise im Informationsblatt, s.u.).

Der Heizenergieverbrauch eines Gebäudes bestimmt wesentlich die Betriebskosten eines Gebäudes. Somit sollte auch der Energiebedarf bzw. der Energieverbrauch in die Entscheidung für den Bau oder Kauf bzw. bei Miete eines  Gebäudes oder einer Wohnung einbezogen werden. Hier sind auch neuere oder geltende Vorschriften zu berücksichtigen, deren Einhaltung den Ersatz von Teilen oder Heizanlagen erforderlich machen kann (z.B. Abgaswerte Ölkessel).

Energiekennwerte:Für jedes Gebäude lassen sich eine Vielzahl verschiedener Energiekennwerte ermitteln. Dabei muss genau zwischen gemessenen Energieverbrauchs- und berechneten Energiebedarfskennwerten unterschieden werden.

Energiebedarf: Wert, der auch abhängig ist vom Rechenverfahren und den angenommenen Randbedingungen (z.B. für die Innen- und Außentemperaturen oder den Luftwechsel).Der Energiebedarf wird unter Berücksichtigung von Gebäudehülle, Anlagentechnik und Klimaeinwirkung (Temperatur, solare Gewinne) berechnet.

Abbildung 1: typische Endenergieverbräuche eines sanierten WohnhausesAbbildung 1: typische Endenergieverbräuche eines sanierten Wohnhauses
Abbildung 1: typische Endenergieverbräuche eines sanierten Wohnhauses
Energieverbrauch: gemessener Wert für einen bestimmten Zeitraum, der unter anderem  abhängig ist von der Heizungsanlage und deren Regelung, vom Nutzerverhalten, von der wärmetechnischen Qualität der Gebäudehülle und vom Außenklima.
Interessant zur schnellen energetischen Einschätzung eines Gebäudes sind Energieverbrauchskennwerte (Abb. 1). Dabei wird der gemessene jährliche Energieverbrauch  durch die Wohnfläche dividiert. Weiter wird der Kennwert für jedes Jahr mit einem Faktor multipliziert, der ein Maß für die mittleren Außentemperaturen der Heizperiode im Vergleich zum langjährigen Mittel der Außentemperatur ist. Damit lässt sich der Einfluss von kälteren (höherer Verbrauch)  oder milderen (geringerer Verbrauch) Winterperioden rechnerisch kompensieren. Als  Ergebnis erhält man einen Kennwert für eine durchschnittliche Heizperiode.
Tabelle 1: Ermittlung des EnergieverbrauchskennwertesTabelle 1: Ermittlung des Energieverbrauchskennwertes
Tabelle 1: Ermittlung des Energieverbrauchskennwertes
Bei der energetischen Bestandsaufnahme sind sowohl die baulichen als auch anlagentechnischen Aspekte zu betrachten. Sie kann durch einen Energieberater erfolgen. Eine Liste von Energieberatern, die eine „Vor-Ort-Beratung“ vornehmen, wird durch das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) im Internet bereitgestellt  (www.bafa.de).  Der Energieberater erstellt auf Grundlage seiner baulichen und technischen Bestandsaufnahme  und seiner Ist-Zustand-Berechnung des untersuchten Gebäudes eine Sanierungskonzeption, die er dann – oft in Varianten – rechnerisch im Hinblick auf die Energieeinsparpotenziale prüft und im Hinblick auf die Wirtschaftlichkeit sowie das finanzielle Budget des Eigentümers betrachtet. Im Dialog mit dem Gebäudeeigentümer werden die Varianten oder das Konzept besprochen, um dann einen entsprechenden Maßnahmenkatalog für die Sanierung oder Modernisierung zu entwickeln und weitere Schritte hinsichtlich einer konkreten Planung und Kostenberechnung  einzuleiten. 
Tabelle 2: Bewertung des EnergieverbrauchskennwertesTabelle 2: Bewertung des Energieverbrauchskennwertes
Tabelle 2: Bewertung des Energieverbrauchskennwertes
Eine energetische Bestandsaufnahme bewertet den Energieverbrauch des Hauses und die energetischen Schwachstellen des Gebäudes. In Abhängigkeit von Zustand des Gebäudes und der Anlagentechnik, Baukonstruktion, Anforderungen, Denkmalschutz und Investitionsvolumen kann man mit einer optimalen energetischen Sanierung  von Wohngebäuden einen vergleichbar niedrigen Energiebedarf wie im Neubau  erreichen.  Bei der Bewertung des nachhaltigen Bauens ist die Wirtschaftlichkeit nicht das einzige  Kriterium, vielmehr spielen auch die ökologischen Aspekte der Energieeinsparung  und soziokulturelle Aspekte eine wichtige Rolle.

Quelle: http://www.kompetenzzentrum-bauen.de/

 

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